Ausgebucht! DLR wählt sieben Kunden für den RFA-Erstflug aus

Bundesregierung kauft jeweils 150 kg für die ersten beiden Flüge von RFA ONE

(Auszug aus der Pressemitteilung)

Berlin – 6. Dezember 2022 – Rocket Factory Augsburg (RFA) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben heute auf einer Veranstaltung in Berlin die Gewinner des Nutzlastenwettbewerbs für Kleinträger bekannt gegeben. Demnach werden sieben Kunden mit einer Gesamtnutzlast von 136 kg beim Erstflug von RFA ONE starten. Keinem anderen Kleinträger wurde von so vielen Kunden die Nutzlast für den Erststart anvertraut. Die Bewerbungsrunde für den zweiten Flug der RFA ONE ist noch offen.

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Nach dem Gewinn des DLR-Mikrolauncherwettbewerbs im April 2022 erhielt RFA ein Preisgeld von 11 Millionen Euro und konnte die Bundesregierung als Ankerkunde für die ersten beiden Flüge gewinnen. Satellitenhersteller, Forschungsinstitute und Start-ups wurden daraufhin eingeladen, sich über eine DLR-Ausschreibung für diese Flüge zu bewerben. Eine Jury wählte nun die sieben Missionen/Gewinner für den ersten Start der RFA ONE aus, der in eine sonnensynchrone Umlaufbahn in 500 km Höhe fliegen wird. Dort werden die Satelliten präzise ausgesetzt und können schnell in Betrieb genommen werden, um ihre jeweilige Mission zu erfüllen. Der Start ist für Ende 2023 geplant. Die Bewerbungsfrist für den zweiten RFA-Start läuft im April 2023 ab.

Mit einem ausgebuchten Volumen für den ersten Flug kann RFA ihre technologische und kommerzielle Führungsrolle erneut bestätigen. Keinem anderen Kleinträger wurde von so vielen Kunden die Nutzlast für den ersten Flug anvertraut.

“Wir sind stolz darauf, dass wir bei unserem ersten Flug mit diesen sieben Kunden so viel Kapazität gebucht haben. Die volle Auslastung der dem DLR zur Verfügung stehenden Nutzlastkapazität ist ein starker Vertrauensbeweis in unser Produkt und unseren Service sowie in uns als Unternehmen und Team”, sagt Jörn Spurmann, Chief Commercial Officer bei RFA. Er fügt hinzu: “Die Zusammenarbeit mit dem DLR ist für beide Seiten sehr vorteilhaft und das deutsche Konzept ist ein Vorbild in Europa, das andere übernehmen. Wir sollten es weiter entwickeln und ausbauen, um noch mehr Nutzlasten flexibel und kostengünstig in den Orbit bringen zu können. Der Bedarf ist auf jeden Fall da.”

Der Nutzlastwettbewerb ist eingebettet in den Mikrolauncher-Wettbewerb der Deutschen Raumfahrt-Agentur im DLR. Ziel dieses Programms ist es, die Kommerzialisierung der europäischen Raumfahrt voranzutreiben und die Eigenständigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, insbesondere im Bereich kleinerer Nutzlasten, zu verbessern.

“Der Nutzlast-Wettbewerb ist ein wichtiges Element in der Kleinsatellitenstrategie der Bundesregierung und ein weiterer Schritt zur Stärkung des Kleinsatelliten-Segments in der europäischen Raumfahrt”, erläutert Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. “Neben der Förderung der deutschen Startdienstleister bieten wir jetzt Institutionen und Unternehmen eine attraktive Gelegenheit, ihre Kleinsatellitentechnologien im All zu erproben und wissenschaftliche Experimente durchzuführen.”

Die Missionen, die an Bord des ersten Fluges von RFA ONE sein werden, sind im Einzelnen:

AllBertEinStein
TU München
Deutschland

Für das Projekt AllBertEinStein sollen auf einer Oberstufe präzise charakterisierte künstliche Meteoroide ins All geschossen werden. Die Objekte haben einen Durchmesser von 5 und 10 cm und bestehen aus Eisen und Gesteinsmaterial und ahmen damit echte Meteoroiden nach. Erst nach dem De-Orbit-Burn der Oberstufe werden die Meteoroiden ausgesetzt, so dass alle Objekte auf einer bekannten Flugbahn in die Atmosphäre eintreten werden. Die optische Strahlung der entstehenden Feuerkugeln und ihre spektrale Zusammensetzung werden in einer Beobachtungskampagne aus der Luft erfasst.

ARTICA
SPACEMIND (NPC – Neues Produktionskonzept SRL)
Italien

In-Orbit-Demonstration des ARTICA CubeSat Deorbiting Systems, einer Vorrichtung, die in der Lage ist, einen Satelliten am Ende seiner Lebensdauer passiv und autonom zu de-orbiten, um einen nachhaltigen Zugang zum Weltraum zu gewährleisten.

Curium Two
PTS – Planetare Transportsysteme
Deutschland

Die Mission dient der Erprobung und Validierung neuer Elektronik wie Grafikprozessoren und Sensoren für künftige kommerzielle Raumfahrtmissionen. Dazu werden die Komponenten als Nutzlasten in einer kommerziellen Cubesat-Plattform installiert und können zu Testzwecken über einen längeren Zeitraum im Weltraum (idealerweise +12 Monate) einzeln ein- und ausgeschaltet werden.

ERMINAZ
AMSAT-Deutschland e.V.
Deutschland

Bei der vorgeschlagenen Mission handelt es sich um eine syndizierte Multi-PocketQube-Mission (1x 2P + 2x 1,5P + 3x 1P, insgesamt 6 PQs), an der mehrere EU-Länder, die Amateurfunkgemeinschaft, AMSAT-DL, AMSAT-EA (Spanien), ESERO-Deutschland (Sternwarte Bochum), Libre Space Foundation (Griechenland) und andere gemeinnützige Organisationen oder Institutionen der EU beteiligt sind. Sie arbeiten daran, Open-Source Weltraumtechnologien für Bildungszwecke zu entwickeln und das Wissen über den Weltraum zu fördern, voranzutreiben und zu entwickeln. Der Einsatz der PocketQube-Technologie hat das Ziel, die Wirkung der Mission zu maximieren und mehrere Institutionen, Universitäten und Teams einzubeziehen.

PCIOD
DCUBED
Deutschland

In den letzten 1,5 Jahren hat DCUBED zusammen mit Partnern ein einsatzfähiges NanoSat 100W Solar-Array entwickelt, das in ein 1U Stauvolumen passt. Die Aktivität wurde im Rahmen eines ESA Artes AT durchgeführt. Im Rahmen dieser Aktivität wurde ein EM gebaut und getestet (Vibration, Schock, TVAC). DCUBED hat bereits mit dem Bau des FM begonnen und wird dabei vom Freistaat Bayern unterstützt. Jetzt starten sie eine IOD-Mission für ihr PowerCube 100W 1U Solar Array. Das Array ist ein Subsystem, das direkt auf der Trägerplattform (z.B. Kickstage) montiert werden kann und nach dem Abwurf aller anderen Satelliten zum Einsatz kommt. Das PCIOD kann dann direkt mit der Ober-/Kickstage in die Umlaufbahn gebracht werden.

Separation Ring-Mission
SPACEMIND (NPC – Neues Produktionskonzept SRL)
Italien

Ziel der Mission ist die Demonstration der Funktionsweise eines neu skalierten Trennungsrings für Nanosatelliten im Orbit. Der Ring wird in einem modifizierten 12U-Deplyoer untergebracht, um das Risiko zu minimieren, dass die anderen Nutzlasten im Falle einer Fehlfunktion beschädigt werden. Der Ring ist auf einer festen Platte im Innern des angepassten Dispensers montiert (der Dispenser enthält keine Ausstoßfedern), und wenn der Dispenser die Türen öffnet, wird der Ring aktiviert und gibt einen kleinen Satelliten frei.

SpaceDREAM
Kinetik Space
Deutschland

Ein Roboterarm mit kleinem Formfaktor und geringem Gewicht wird direkt auf der Orbitalstufe der RFA ONE montiert. Der Arm ist mit einem magnetischen Endeffektor ausgestattet. Ein freischwebender Cubesat 1U, der an der Orbitalstufe angebunden ist, wird “freigelassen” (aber noch angebunden) und dann mit Hilfe der magnetischen Kupplung des Roboterarms wieder eingefangen. Der Roboterarm wird den autonomen Betrieb zum Einfangen eines freischwebenden Objekts sowie die Fähigkeiten der Bildverfolgung demonstrieren.