4K – Augenweide oder Augenwischerei? - Seite 6

Von Auflösungen, Bilddiagonalen und Sitzabständen

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Wichtigere Baustellen

Im Ergebnis profitieren von 4K nur Heimkino-Besitzer mit leistungsfähigen Beamern und sehr, sehr großen Leinwänden. Für unsere berühmte 400-Zoll-Leinwand mit mehr als 10 Metern Bilddiagonale könnte man definitiv über 4K nachdenken. Für den normalen TV-Besitzer ist 4K nichts anderes als Augenwischerei, es sei denn, 3D-Technik auf Polarisations-Basis kommt zum Einsatz. Dann lässt sich immerhin die Halbierung der vertikalen Auflösung bei Blu-ray 3D umgehen.

Statt einen Auflösungs-Overkill zu starten, wären die Hersteller gut damit beraten, an anderen Baustellen nachzubessern. Wie das Bild nämlich auf den Zuschauer wirkt, hängt noch von vielen anderen Faktoren außer der Auflösung ab. Laut der Imaging Science Foundation (ISF), einer seit 1994 führenden Firma im Bereich für Display-Qualitätsstandards, die mit allen großen Herstellern zusammenarbeitet, sind vier zentrale Aspekte für die wahrgenommene Qualität eines Bildes entscheidend. Hier sind die Faktoren, nach der durch die ISF beigemessenen Wichtigkeit sortiert:

  1. Der Kontrastumfang
  2. Die Farbsättigung
  3. Die Farbgenauigkeit
  4. Die Auflösung

Überrascht? Die Auflösung belegt nur die vierte Stelle der Rangliste! Hier sollte jeder Heimkino-Fan stutzig werden, dass die nächsten Display-Generationen von Herstellern aber eben nicht mit besseren Kontrasten oder Farben beworben werden, sondern 4K das Schlagwort der Zukunft ist. Beispielsweise könnten OLED-TVs bei identischer Auflösung zu aktuellen LCD- und Plasma-TVs dank verbesserter Kontrastwerte und genauerer Farbwiedergabe die Bildqualität mehr steigern als 4K. Für Kinofilme und das Blu-ray-Medium wäre statt höherer Auflösungen eine Steigerung der Bildrate von den altbackenen 24 Bildern pro Sekunde vielversprechend. Jene Bildrate wurde von der Industrie in den 1920ern nämlich nicht – wie von Laien oft fälschlicherweise verbreitet – wegen der Wahrnehmung des menschlichen Auges gewählt, sondern um einen Kompromiss aus einigermaßen flüssiger Darstellung und einem möglichst geringen Verbrauch an damals teurem Filmmaterial zu gewährleisten. Hier lassen Regisseure wie James Cameron und Peter Jackson bereits Potential durchblitzen: Sowohl die Fortsetzungen zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ als auch die beiden „Der Hobbit“-Filme enstehen mit 48 Vollbildern pro Sekunde. Von der gesteigerten Bildrate profitieren besonders 3D-Filme.

André Westphal

Redakteur

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