
Erst vor zwei Monaten war 3Dlabs nach langer Zeit auch hierzulande mal wieder in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass Creative die auf Grafik und Workstations spezialisierte Firma aufgekauft hat. Nun hat 3Dlabs völlig überraschend erneut für Aufsehen gesorgt – dieses Mal mit einer neuen Grafikarchitektur und dem entsprechenden Chip.
Das erste Produkt mit der neuen Architektur ist die “Visual Processing Unit“ (VPU) mit dem Codenamen P10. Dieser Grafikchip soll im dritten Quartal diesen Jahres erstmals auf entsprechenden Karten zu finden sein. Voraussichtlich dürfte es sich dabei zunächst noch um Profi-Grafikkarten für Workstations und/oder CAD-Anwendungen handeln. Es wird erwartet, dass ein Produkt mit dieser Technologie für den Heimbereich gegen Ende 2002 seinen Weg in den Handel findet. Dies dürfte dann mit ziemlicher Sicherheit eine Grafikkarte von Creative sein, während man im Workstation-Bereich wohl weiter auf die Bekanntheit von 3Dlabs in diesem Segment setzt.
Herausragende Features der VPU von 3Dlabs sind die 256bit DDR Speicherschnittstelle, Multi-Threading, die Fähigkeit, acht Texturen in einem Durchgang (Pass) darstellen zu können, und natürlich die Programmierbarkeit.
Mit einem dermaßen breiten DDR-RAM-Interface kann 3Dlabs (bei Verwendung der gleichen Speicherchips) auf eine doppelt so hohe Speicherbandbreite wie die Konkurrenz von ATI und nVidia verweisen. Diese verwenden eine 128bit DDR-Schnittstelle. Damit ist man bei der RAM-Ausstattung sehr flexibel und benötigt je nach Preislage der Karte keine teuren Speicherchips mit Zugriffszeiten von weniger als 3ns mehr, um trotzdem eine hohe Memory-Performance zu erzielen.
Durch das Multi-Threading ist der Grafikchip in der Lage, einzelne Aufgaben in sogenannte ‚Threads‘ zu unterteilen und unabhängig und quasi parallel zu verarbeiten – ähnlich wie ein herkömmlicher Prozessor.
Die heutigen Grafikbeschleuniger können normalerweise vier (GeForce4 Ti), maximal sechs (Radeon 8500) Texturen pro Rendering-Durchgang verarbeiten. Der P10 dürfte damit in kommenden Spielen mit großem MultiTexturing-Einsatz wie Doom3 einen Vorteil gegenüber den bisherigen Technologien erzielen.
Durch seine Programmierbarkeit ist eine VPU theoretisch in der Lage, jeden nur denkbaren Grafikeffekt darzustellen. Dies dürfte vor allem die Kunden freuen, die eine Grafikkarte für einen längeren Einsatz kaufen. Gibt es eine neue Form des Bump-Mapping? Kein Problem, da ein solcher Grafikchip einfach durch einen neuen Treiber in der Lage sein dürfte, dieses Feature zu beherrschen.
Allerdings gibt es auch schon einzelne Kritikpunkte am P10. Dieser ist nämlich trotz des Erscheinungstermins Ende 2002 auf DirectX 8.1 abgestimmt, aber noch nicht voll DirectX9-kompatibel. Man rechnet damit, dass Microsoft die neue API Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres veröffentlicht und ATI und nVidia entsprechende Produkte bis dahin auf den Markt gebracht haben. Zwar benötigen auch bis heute nur wenige Spiele DirectX 8.1, obwohl es schon seit November 2001 verfügbar ist, aber hier könnte die Konkurrenz 3Dlabs eventuell überflügeln.
Wer mehr über die Visual Processing Architecture und den VPU P10 wissen will, dem sei diese Vorschau auf die Technologie von 3Dlabs bei 3DCenter ans Herz gelegt.
Man darf auf den Herbst diesen Jahres gespannt sein. Nachdem es einige Zeit so aussah, als würden ATI und nVidia den Performance-Grafikkarten-Markt unter sich aufteilen, scheinen nun doch noch weitere Firmen mitspielen zu wollen. Neben 3Dlabs wird nämlich bis dahin auch etwas Neues von Matrox erwartet. Eventuell kommt ja sogar noch etwas aus der PowerVR-Richtung – Stichwort: Kyro3?
Quelle: 3Dlabs
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