SiS mit Chipsatz-Problemen

Patentverletzung des Fertigungsprozesses: US-Embargo droht

Die Chipsatz-Probleme sind dieses Mal nicht technischer Natur, aber trotzdem könnte Silicon Integrated Systems (SiS) daran zu knabbern haben. Anfang Oktober hat die International Trade Commission (ITC) in den USA bekannt gegeben, dass ein Fertigungsprozess der Chipsätze von SiS ein Patent des taiwanesischen Herstellers United Microelectronics Corporation (UMC) verletzt. Die US-Behörde war tätig geworden, nachdem UMC ein entsprechendes Gerichtsurteil erwirkt hatte. Die Konsequenz dieser Entscheidung ist, dass die so gefertigten Chipsätze einem Importverbot unterliegen. Nach einer Übergangszeit von 60 Tagen dürfen sie (und die Mainboards) nicht mehr in die USA eingeführt werden.

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SiS entschied daraufhin kurzfristig, die aktuellen und nicht mehr in dem umstrittenen Fertigungsprozess produzierten Chipsätze, die für die USA gedacht sind, speziell zu markieren, um eine Beschlagnahmung durch den US-Zoll zu verhindern. Außerdem will man gegen die Entscheidung der ITC vorgehen.

Die Mainboard-Hersteller sind natürlich besonders vorsichtig, denn schließlich sind es ihre Produkte, die vorrangig von möglichen Beschlagnahmungen bedroht sind, auch wenn SiS hier abwiegelt. Betroffen sind vor allem die vier größten Kunden von SiS: Elitegroup, Gigabyte, ASUS und MSI.
Laut SiS bestehen die Probleme aber nicht bei den aktuellen Chipsätzen, da mittlerweile die Fertigung umgestellt wurde. Außerdem bietet SiS den Platinenproduzenten den sofortigen Austausch von noch nicht auf Boards verlöteten Chipsätzen an. Allerdings ist noch ungeklärt, ob nicht auch die neue Produktion eventuell gegen das UMC-Patent (oder andere) verstößt.
Neben potenziellen Problemen mit dem Zoll fürchten die Hersteller, dass kurzfristig ein Ausverkauf von Mainboards mit SiS-Chipsätzen außerhalb der USA stattfindet, da hier ein Überangebot entsteht, wenn die US-Importe wegfallen. Dies würde die Preise drücken.
Sollte das US-Embargo gegen die SiS-Chipsätze tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, dürfte vor allem Intel davon profitieren. Neben den Intel-Chipsätzen ist der SiS648 für Pentium 4 Mainboards besonders gefragt. Die P4-Chipsätze von VIA Technologies werden immer noch nur sehr selten eingesetzt, weil VIA laut Intel keine Lizenz dafür besitzt und ein entsprechendes Gerichtsverfahren bereits läuft.
Die Platinen-Hersteller sind mittlerweile auch noch mit einer enormen Nachfrage nach Mainboards mit dem SiS648 Chipsatz konfrontiert. Angeblich musste SiS sogar schon die geplante Einführung des SiS655 Chipsatzes verschieben, weil man die Produktionskapazitäten noch für den SiS648 benötigt. Damit sitzen die Hersteller in der Zwickmühle, denn weitere Importe in die USA sind ja eventuell von dem Embargo bedroht.

Quelle: DigiTimes

Frank Schräer

Herausgeber, Chefredakteur und Webmaster

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