Intel, HP und führende Wissenschaftler arbeiten gemeinsam an Lösungen, die den Nutzwert des Internet erhöhen

(Auszug aus der Pressemitteilung)

Feldkirchen, 18. Juni 2003 – Wissenschaftler der University of California in

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Berkeley, von HP, Intel, der Princeton University, der Washington University
und über sechzig weitere Universitäten weltweit haben gemeinsam PlanetLab
ins Leben gerufen (www.planetlab.org). Dazu gehören auch die Technische
Universität Basel sowie die Technische Universität Berlin. Prototypen
innovativer Internet-Anwendungen und -Dienste sollen in diesem weltweiten
Test-Netz entwickelt und geprüft werden können. Des Weiteren wollen die
Forscher die Evolution des Internet vorantreiben durch Einführung so
genannter Overlay-Netzwerke, die sich über die Strukturen des Internet
legen.

Die Grundlage des Internet sind einige wenige Software-Protokolle, die
Datenpakete von einer Quelle zu einem Empfänger weiterleiten – die Rechner,
auf denen dies geschieht, sind die so genannten “Router”. Applikationen
laufen derweil auf Rechnern am Rande des Netzwerks. Dieser einfache Aufbau
ermöglichte es dem Internet, sich rasend schnell von einem reinen
Forschungs-Netz zu einem die Welt umspannenden Dienst zu entwickeln. Doch
die schnelle Ausdehnung macht es nun schwierig, Innovationen einzuführen,
wie etwa neue Anwendungen oder Mechanismen, die den Missbrauch des Netzes
(z.B. durch Würmer und Viren) verhindern könnten.

PlanetLab kann genutzt werden, um Sicherheitsmechanismen zum Schutz des
Internet vor derlei Viren und Würmern zu entwickeln. Ebenso könnte es neue
Anwendungen des Internet hervorbringen. Beispielsweise dauerhafte
Speichermethoden, die dem Datennetz ein “Gedächtnis” verleihen. So wäre ein
Datensatz in hundert Jahren auffindbar, obwohl der Computer auf dem er
ursprünglich gespeichert wurde, schon lange nicht mehr existiert. Und
schlussendlich könnten die Forschungsergebnisse die zukünftige Entwicklung
von Servern und Netzwerk-Prozessoren beeinflussen.

Ein Upgrade für das Internet
Die Idee zu PlanetLab wurde während eines Treffens von Intel Forschern mit
führenden Spezialisten für Netzwerke und verteilte Rechner-Systeme geboren,
bei dem man über die Auswirkungen einer neuen Klasse globaler Dienste und
Anwendungen auf die Forschung diskutierte. Diese so genannten
“Overlay”-Netzwerke werden quasi über das Internet gestülpt, ganz so wie
sich das Internet in seinen Anfängen dem Telefonnetz überstülpte. Das
Prinzip ist mit Lehrbüchern vergleichbar, in denen eine Illustration durch
Überlagerung verschiedener transparenter Folien um weitere Details ergänzt
wird. In der Anatomie wäre das beispielsweise die Zeichnung eines Skeletts,
das durch Überlagern mit Folien um Blutgefäße und Muskeln erweitert wird.

Overlay-Netzwerke bedienen sich zwar der Paketvermittlung des Internet,
nutzen aber ansonsten ihre eigenen intelligenten Router und Server, um dem
Netz neue Fähigkeiten zu verleihen, ohne seine Leistung zu mindern. Solche
Dienste arbeiten dezentral, mit Applikationen die auf weltweit verteilten
Maschinen laufen. Sie sind selbstorganisierend und verlagern einen Teil der
Rechenleistung auf das Netzwerk (statt auf die Maschinen am Rande des
Netzes). So erhält das Internet mit den neuen Anwendungen auch eine
Eigenintelligenz.
Eine der vielen denkbaren Anwendungen für solche Overlay-Netzwerke ist
Video-Streaming. Während heute ein Video-Server unter der Last zu vieler
Anfragen zusammenbricht, könnte ein Overlay-Netzwerk durch global verteilte
Datenspeicher und intelligente Router die Anfragen an lokale Content Sites
weiterleiten. Die Belastung würde so gleichmäßig über das gesamte Netz
verteilt und jeder Anwender hätte störungsfreien Videoempfang.

1000 Knoten sind geplant
In der ersten Entwicklungsphase umfasst PlanetLab 60 Knotenpunkte, die auf
Forschungseinrichtungen auf dem gesamten Globus verteilt sind. Von den
derzeit 170 Computern, die in der ersten Phase direkt an PlanetLab
angeschlossen sind, wurden die ersten 100 von Intel zur Verfügung gestellt.
Insgesamt sind 1000 Knoten geplant. Jeder dieser Knoten wird ein lokales
Netzwerk (z.B. eine Universität oder ein Institut) an PlanetLab anbinden.
Eine Vielzahl von Wissenschaftlern können auf diese Weise die Leistungen des
PlanetLab nutzen, um mit neuen Anwendungen und Diensten für das Internet von
morgen unter realistischen Bedingungen zu experimentieren. Gleichzeitig wird
PlanetLab eine Umgebung bereitstellen, die es ermöglicht, grundlegende
Technologien zu entwickeln, mit deren Hilfe Overlay-Netzwerke im zukünftigen
Internet schneller und besser eingesetzt werden können. Das langfristige
Ziel ist es, PlanetLab zu einem sich selbst erhaltenden, eigenständigen
Konsortium zu entwickeln.

Unter den Ersten: Die TU Berlin
Bereits in der Einführungsphase ist der Fachbereich Telekommunikationsnetze
(TKN) der Technischen Universität Berlin voll in das PlanetLab-Projekt
eingebunden. “Wir sehen erhebliche Chancen in der Technik der
programmierbaren Netze, da wir der Überzeugung sind, dass sich das heutige
Internet stark wandeln wird, weg von der aktuell sehr statischen Natur hin
zu einem dynamischen und programmierbaren Netz,” sagt Andreas Hess von der
TU Berlin. “In PlanetLab sehen wir eine Chance, unsere Erkenntnisse und
Implementierungen in Large-Scale-Experimenten zu testen und zu evaluieren.”

Der Leiter des TKN, Prof. Dr.-Ing. Adam Wolisz, fügt hinzu: “Die zur
Fortentwicklung des Internet notwendigen Experimente kann man unmöglich auf
der heutigen Infrastruktur durchführen. Keine einzelne Universität und kein
Forschungslabor kann es sich leisten, ein Netz von hunderten bis tausenden
Knoten weltweit verteilt aufzubauen. Genau an dieser Stelle setzt PlanetLab
an, da es ein verteiltes Testlabor realisiert und in diesem Zusammenhang
auch die Verteilung und Verwaltung der jeweilig zu evaluierenden Software
unterstützt.”

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