4K – Augenweide oder Augenwischerei? - Seite 7

Von Auflösungen, Bilddiagonalen und Sitzabständen

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Endstand 4:K?

Zukünftig gäbe es mit 4K-Auflösungen ein weiteres Problem: Selbst wer sich ein gigantisches Display anschafft und einen niedrigen Sitzabstand einhält, benötigt erstmal Material mit nativen 3840×2160 Bildpunkten. Wer es darauf anlegt, die Fotos seiner digitalen Spiegelreflex-Kamera auf dem TV zu betrachten, hat natürlich keine Probleme. Wünscht man sich aber 4K-Filme, sieht die Situation weitaus düsterer aus. Zwar sind sowohl ältere Filme auf 35- oder 70-mm-Filmmaterial als auch neuere digitale Produktionen grundsätzlich tauglich für 4K-Auswertungen, viele Produktionen werden aber wohl nie über 2K hinauskommen. Das Gros aktueller Kinoproduktionen ist bei der Auflösung auf 2K (maximal 2048×1536 Bildpunkte) beschränkt. Dies liegt daran, dass die Filme zwar auf Filmmaterial bzw. mit digitalen Kameras gedreht werden, die theoretisch höhere Auflösungen ermöglichen, die umfangreiche digitale Nachbearbeitung mit sogenannten „Digital Intermediates“ aber in 2K stattfindet. Manche Filme, wie etwa George Lucas Star-Wars-Episoden 1-3 liegen sogar nur nativ in 1920×1080 Bildpunkten vor. Natürlich ließen sich beispielsweise Blu-rays auf 4K hochskalieren, ähnlich wie aktuell DVDs hochgerechnet werden, doch der Gewinn der höheren Auflösung wäre in jenem Fall quasi gleich Null.

Fazit: 4K macht für Firmen, professionelle Anwender und Beamer-Besitzer mit großen Leinwänden Sinn. Wer verbreitete Bilddiagonalen von 40 bis 100 Zoll und mehr nutzt, sollte sich nicht von dem Marketing großer Hersteller einwickeln lassen. 1920×1080 Bildpunkte alias Full HD bzw. 1080p gewährleisten selbst auf großen Bilddiagonalen von 65 Zoll ausreichende Pixeldichten. Das Gros der aktuellen Zuschauer sitzt bereits jetzt zu weit von den Fernsehern entfernt, um überhaupt Full HD auszunutzen. Viele würden mit 720p oder gar 480p auskommen. Kunden nehmen zwar gegenüber ihren alten Röhren-Bildschirmen durch die Neuanschaffung aktueller HD-Geräte Vorteile wahr. Jene entstehen aber in erster Linie durch die besseren Kontrastwerte, erhöhte Farbsättigung und genauere Farbwiedergabe. Die Vorteile von 1080p ziehen immer noch am Gros der TV-Besitzer und Blu-ray-Fans vorüber. Wer jetzt und in Zukunft das Maximum aus seinem Heimkino herausholen möchte, sollte sein Display professionell kalibrieren, die Lichtverhältnisse im Raum kontrollieren und angemessene Sitzabstände wählen. Für „normale“ Film-Fans und selbst für Heimkino-Enthusiasten – bis auf Beamer-Besitzer mit absoluter High-End-Ausstattung – ist 4K nicht mehr und nicht weniger als ein geschickter Marketing-Coup.

André Westphal

Redakteur

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