Lange Zeit galten klassische Festplatten als ausgereifte, wenig dynamische Technologie. Doch aktuelle Marktentwicklungen zeichnen ein anderes Bild: Hard Disk Drives (HDDs) stehen erneut unter Preisdruck, und die Zeichen mehren sich, dass Angebot und Nachfrage in den kommenden Jahren aus dem Gleichgewicht geraten könnten. Branchenberichte zeigen, dass die HDD-Preise im vierten Quartal 2025 um rund vier Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen sind – der stärkste Anstieg seit etwa zwei Jahren.
Haupttreiber dieser Entwicklung sind Cloud-Anbieter und Hyperscaler. Der anhaltende Ausbau von KI-Anwendungen sorgt für einen enormen Bedarf an Speicherplatz. Trainingsdaten, Analysemodelle und Archive wachsen rasant, und auch wenn SSDs für performanzkritische Workloads unverzichtbar sind, bleiben HDDs aufgrund ihres deutlich geringeren Preises pro Terabyte die erste Wahl für Massenspeicher. Überall dort, wo Kapazität wichtiger ist als Geschwindigkeit, behalten mechanische Festplatten ihre Relevanz.
Zusätzliche Nachfrage kommt aus China. Die stärkere Ausrichtung auf heimische Prozessoren und Betriebssysteme hat die lokale PC-Produktion angekurbelt, insbesondere im preisempfindlichen Einstiegssegment. In diesen Systemen spielen HDDs weiterhin eine wichtige Rolle. Gleichzeitig gewinnen sie im Enterprise-Umfeld an Bedeutung, da einige Unternehmen langfristige Haltbarkeits- und Archivierungsbedenken bei NAND-Flash haben. Damit erweitert sich das Einsatzspektrum von HDDs über klassische Anwendungsfelder wie Videoüberwachung und Backup hinaus.
Auch im Endkundenmarkt sind die Preisbewegungen deutlich sichtbar. 3,5-Zoll-Desktop- und Surveillance-Festplatten mit 1 TByte Kapazität liegen inzwischen bei rund 53 US-Dollar, während 2,5-Zoll-Notebook-HDDs ähnlicher Größe etwa 50 US-Dollar kosten. Beide Segmente verzeichnen seit drei Quartalen in Folge Preissteigerungen, zuletzt so stark wie seit Ende 2023 nicht mehr. Hersteller berichten zudem von nahezu ausgelasteten Produktionslinien, was die kurzfristige Angebotsflexibilität einschränkt.
Mit Blick nach vorn warnen Analysten vor möglichen Engpässen ab 2026, sofern die Nachfrage weiter steigt. Anbieter könnten sich stärker auf margenstarke Enterprise-Kunden konzentrieren, was den Preisdruck im Consumer-Bereich verlängern würde. Zwar investieren HDD-Hersteller wie Seagate intensiv in neue Technologien wie Heat-Assisted Magnetic Recording mit Zielkapazitäten von bis zu 55 TByte, doch für Verbraucher dürfte sich diese Entwicklung kurzfristig kaum preisentspannend auswirken.
Quelle: DigiTimes (Paywall)

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