Politiker-LAN ohne Gegenliebe

Abgeordnete vergnügen sich lieber anderweitig

Die drei Bundestagsabgeordneten Jimmy Schulz und Manuel Höferlin von der FDP sowie Dorothee Bär von der CSU hatten sich mit der zweiten Politiker-LAN zum Ziel gesetzt ihre Kollegen über die wachsende Spieleindustrie als Wirtschaftsfaktor und Innovationsmotor aufzuklären. Denn in Deutschland fehlen Nachwuchskräfte sowie die in anderen Ländern üblichen staatlichen Förderungen für Entwickler. Leider stieß die lobenswerte Veranstaltung im Berliner Reichstag auf wenig Gegenliebe: Es erschienen kaum Abgeordnete und die anwesenden verabschiedeten sich größtenteils direkt nach der Einführung.

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Auch Wirtschaftsminister Rösler belässt es bei einem halbherzigen Lippenbekenntnis: In seiner Ansprache offenbart er sich zwar als “Gamer der ersten Stunde” bzw. lobt die Spieleindustrie als “mächtigen Wirtschaftsfaktor”, was ihn aber nicht daran hindert direkt nach der Rede seinen Hut zu nehmen. Nach der Ansprache Röslers folgt eine Podiumsdiskussion und anschließend präsentieren Vertreter der Industrie ihre Produkte – zu diesem Zeitpunkt sind außer den Initiatoren der Politiker-LAN aber fast nur noch Branchenvertreter anwesend.

Die diesjährige Politiker-LAN sollte die Branche als Wirtschaftszweig vorstellen. Die erste Auflage der Veranstaltung kreiste vor zwei Jahren noch um die mittlerweile (zum Glück) abgeebbte “Killerspiele”-Diskussion. Die anwesenden Spieleentwickler und Publisher, wie beispielsweise Electronic Arts, können ihre Enttäuschung über das Desinteresse der deutschen Politiker kaum verbergen. So resigniert ein Mitarbeiter der Firma Tricat aus Ulm, die Trainings-Simulatoren für Feuerwehrleute und Polizisten entwickelt: Zumindest ein gewisses “Grundinteresse der Politik” hätte man erwartet. Da nützt es auch nichts, dass Tricats Simulatoren ernste Anwendungprogramme sind und helfen könnten die Spieleindustrie nicht nur als reine Unterhaltungsbranche zu begreifen.

Offenbar “bellt” die deutsche Politik lieber alle Jahre wieder bei der Debatte um Gewaltspiele lautstark mit, statt sich ernsthaft über die Industrie zu informieren.

Quelle: Zeit

André Westphal

Redakteur

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