Telekom drosselt DSL für Bestandskunden

Es sind also nicht nur Neukunden betroffen

Die Deutsche Telekom hat Volumenbeschränkungen bzw. DSL-Drosselungen angekündigt, die ab sofort bereits in Neuverträgen festgehalten werden. Wer somit monatlich ein bestimmtes Datenvolumen überschreitet, muss ungeachtet der gebuchten Breitbandgeschwindigkeit mit nur noch 384 Kbit/s auskommen. Die Netzgemeinde sowie einige Politiker haben diesen Schachzug bereits scharf kritisiert, was Sprecher des Unternehmens jedoch recht gelassen kommentiert haben. Da wundert es nicht, dass jetzt klar geworden ist, dass die DSL-Drosselung letzten Endes auch Bestandskunden betreffen wird.

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Niek Jan van Damme, Leiter der Deutschen Telekom Deutschland, erörtert das Vorgehen: Die Deutsche Telekom stellt derzeit alle Anschlüsse nach und nach komplett auf All-IP um. Analog und ISDN sollen langfristig wegfallen. Diejenigen, deren Anschluss umgestellt wird, gelten dann rein rechtlich wieder als Neukunden – und sind somit auch von den Vertragsänderungen und damit den Volumenbeschränkungen betroffen.

Van Damme verweist in diesem Zug aber darauf, dass die Deutsche Telekom die Volumenbeschränkungen ohnehin nicht vor 2016 technisch umsetzen werde. Zudem ziehe sich die Umstellung der bestehenden Anschlüsse auf All-IP sogar noch bis 2018 hin. Gleichzeitig versucht man die Umstellung “schönzureden” indem man auf die Vorteile der neuen Telefonanschlüsse verweist – etwa bessere Sprachqualität, zwei Leitungen, bis zu zehn Rufnummern pro Anschluss und alles zu günstigeren Preisen.

Ungeschickterweise nährt Van Damme zugleich die Befürchtungen vieler Internetnutzer, dass die Deutsche Telekom die Netzneutralität gefährden könnte: So berichtet van Damme, dass die Deutsche Telekom derzeit mit großen Anbietern von Streaming-Angeboten verhandele, um Lösungen zu finden. Das hauseigene Angebot Entertain ist ohnehin von den Volumenbeschränkungen ausgenommen. Offenbar könnten auch Abkommen mit anderen Plattformen wie Lovefilm, Maxdome und YouTube folgen. Kleinere Anbieter mit wenig Marktmacht hätten aber sicherlich Schwierigkeiten mit der Deutschen Telekom faire Angebote auszuhandeln und wären hier deutlich benachteiligt. Insofern könnte sich die Kritik aus der Netzgemeinde schnell bestätigen.

Quelle: Welt

André Westphal

Redakteur

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