Interne Verarbeitung
Beim London 550W greift Thermaltake auf CWT (Channel Well Technology) als Fertiger zurück. Die Platine ist relativ sauber verarbeitet. Der Kühlkörper auf der Primärseite ist ausreichend dimensioniert, auf der Sekundärseite gibt es nur ein kleines Stück Blech zur Kühlung.
Mittig ist ein zweiter Lüfteranschluss (Bezeichnung FTH) positioniert. Dieser ist als Anschluss für einen Thermistor vorgesehen, der eigentlich auf dem kleinen Blech montiert und dort die Temperatur überwachen sollte. Dieser fehlt hier aber. Entweder wird der Lüfter über Last gesteuert oder auf einem der ICs könnten noch Temperatursensoren integriert sein.
Wir haben deshalb an drei Punkten unter Vollast Temperaturen gemessen:
- Messpunkt 1 Primär Elko: Idle Temp 32°C, max. Temp 34°C
- Messpunkt 2 Elkos Sekundärseite: Idle Temp 32°C, max. Temp 35°C
- Messpunkt 3 Kühler (Blech) Sekundärseite: Idle Temp 40°C, max. Temp 71°C
Die Temperaturen sind damit als unbedenklich einzuordnen.
Die Lötqualität ist nicht überragend. An verschiedenen Stellen wurde mit zu hoher Temperatur gelötet, aber insgesamt ist es durchaus noch in Ordnung.
Die Zusatzplatine für die abnehmbaren Kabel ist mit Feststoffkondensatoren bestückt. Die gelben 12-Volt-Leitungen sind wegen der Single-Rail sehr dick ausgelegt worden.
An einigen Punkten wurde anscheinend mit zu hoher Temperatur gelötet, so dass beim schwarzen Kabel in der Mitte sogar die Kabelummantelung verkohlte.
Außerdem ist unsauber gelötet worden – einseitig mit zu viel Lötzinn, siehe dazu C10. Bei den Kondensatoren C27 und C29 (mittig) hat dies dazu geführt, dass beide verbunden worden sind. Wir bezweifeln, dass dies beabsichtigt ist.
Die Verschraubung wurde auch nicht abgesichert – weder mit Loctite noch verlötet, obwohl Lötpunkte vorhanden sind.
Wir erinnern uns: auf der Verpackung wurden “Hochwertige Kondensatoren aus japanischer Produktion” versprochen. Wir sehen aber nur einen einzigen dicken Primär-Elektrolyt-Kondensator von Nippon Chemicon (400 Volt, 390 µFahrad, 105°C spezifiziert).
Dieser eine obligatorische und außen sichtbare (PR-)Elko wird umringt von Kondensatoren eher fragwürdiger Hersteller wie JunFu (2200µFarad, 16 Volt) und CapXon (jeweils in 105°C Ausführung). Beide genießen keinen guten Ruf (siehe auch Bad Cap Manufacturers).
Wir haben Thermaltake mit dieser Tatsache konfrontiert, dort war man selbst überrascht. Nachdem man sich von der Korrektheit unserer Aussage überzeugt hatte, hat der Hersteller auch eingelenkt. Entweder wird die Bewerbung mit japanischen Elkos von der Verpackung verschwinden oder die nachfolgenden Modelle werden durchgehend mit japanischen Elkos bestückt.
Bis auf diesen “Marketing-Fail” ist es aber bei fünf Jahren Garantie für den Kunden unerheblich. Ggf. stapelt sich halt bei Thermaltake etwas Retourware.
Die Kabel sind nur teilweise mit Schrumpfschläuchen versehen. Die dicken gelben Kabel bestätigen, dass es sich hier eindeutig um ein Single-Rail Netzteil handelt.
Auf der Platine identifizieren wir einen IC-Sicherheitschip von Weltrend WT7502V (PDF).
Hier bestätigt sich leider unsere Vermutung der Kostenreduzierung durch Single-Rail. Der verwendete Sicherungschip kann nur die 3,3- und 5-Volt-Leitungen überwachen und auch dort nur OVP und UVP (Über/Unterspannungsschutz), kein SCP (Kurzschlussschutz).
Die 12-Volt-Leitungen werden über die OPP im PWM-Kontroller geregelt, also über Überlast-Überwachung. Das ist möglich, aber eine suboptimale Lösung.
Wir haben deshalb auch alle drei Leitungen – 3,3, 5, und 12 Volt jeweils kurzgeschlossen. Das Netzteil schaltet korrekt ab.
Fazit Schutzschaltungen: Vorhanden, aber etwas rudimentär.
Das Netzteil startet auch ohne Last.
Schutzschaltung | Thermaltake London 550W |
---|---|
Überstromschutz (OCP) | kA |
Überspannungsschutz (OVP) | ✓ |
Unterspannungsschutz (UVP) | ✓ |
Schutz vor Kurzschlüssen (SCP) | kA |
Überlastschutz (OPP) | ✓ |
Überhitzungsschutz (OTP) | kA |
Spannungsstoss- & Einschaltstromschutz (SIP) | kA |
Niedriglastoperation (NLO) | kA |
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