Die ATI Radeon IGP Familie - Seite 4

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ATIs Strategie

ATI hat sich im Vorfeld ein wenig bei der Konkurrenz umgesehen und dabei sowohl ihre Stärken als auch Schwächen analysiert. Die Ergebnisse dieser Analysen flossen offenbar in den Entwicklungsprozess der Radeon IGPs ein.
Bei den Treibern übertrug man das erfolgreiche Unified-Treiberkonzept auch auf die Chipsätze. Nach diesem Konzept gibt es lediglich einen einzigen Treiber, der mit sämtlichen Produkten funktioniert. So müssen sich die weniger informierten Kunden nicht darum kümmern, aus fünfzig verschiedenen Treibern den richtigen herauszufischen. Das Konzept wurde jedoch nicht einfach nur übernommen, sondern auch noch erweitert. Laut ATI soll ein einziges BIOS für alle erhältlichen Mainboards ausreichen – völlig unabhängig von der Plattform (Pentium 4, Athlon etc.). Eine interessante Idee, wie wir meinen. Einige Mainboardhersteller gehen genau den anderen Weg und bieten sogar für das gleiche Mainboard unterschiedliche BIOS-Versionen an – unterschieden wird dabei nach der Boardrevision und den onBoard-Komponenten. ATI geht genau den richtigen Weg und macht ein BIOS-Update auch für Anfänger noch einfacher.
Eine wichtige Eigenschaft bzw. dessen Umkehrung hat man sich bei NVIDIA abgeguckt. Das kalifornische Unternehmen hat mit dem nForce einen höchst komplizierten, teuren Chipsatz entwickelt. Der mit einem Crossbar, der u.a. für das Zweikanal-Speicherinterface zuständig ist, und Dolby Digital Eigenschaften ausgestattete Chip ist so teuer, dass ihn so gut wie kein Mainboardhersteller in Mengen verwendet. ATI will diesen Fehler nicht ebenfalls machen und gestaltete den Radeon IGP so einfach wie möglich, aber so kompliziert wie nötig.

Zudem läßt man den Mainboardherstellern mehr Wahlmöglichkeiten für die Southbridge. Bei NVIDIA muss man die Southbridge gleich mit kaufen. ATI zwingt den Firmen die eigenen Produkte nicht auf. Man kann statt des ATI-eigenen Chips auch Southbridges von z.B. ALi und VIA verwenden. Bei den eigenen Southbridges verzichtete man auf die Möglichkeit, Dolby Digital Audioströme in Echtzeit zu erzeugen. Das macht den Chip günstiger. Die meisten Käufer wüssten eh nichts mit dieser Funktion anzufangen, sie läßt sich also schlecht als Verkaufsargument nutzen.

Die Northbridge muss mit einem einfachen Einkanal-Speicherinterface für PC2100 DDR-RAM auskommen. Das ist zwar langsamer als das Interface des nForce, dafür aber auch weitaus günstiger. Zudem ist es für die Boardhersteller vermutlich einfacher zu implementieren.

Als Grafikchip nahm man kurzerhand den Radeon VE, der vor allem billig herzustellen ist. Mit lediglich einer Rendering Pipeline ohne T&L-Unterstützung ist der Chip vergleichsweise simpel aufgebaut. Die Performance ist aber auch dementsprechend schlecht. Je nach Benchmark liegt der Radeon VE auf einer Grafikkarte zwischen Riva TNT2 und GeForce2 MX. Wohlgemerkt auf einer Grafikkarte. Dort takten Chip und Speicher mit 183MHz. Beim Radeon IGP taktet der Speicher jedoch nur mit 133MHz, der Chip vermutlich ebenfalls niedriger.

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